Die gut präparierte Strasse führt
uns durch das Lenno-Tal, vorbei an Matassone bis
Anghebeni. Mitten in dieser Gegend, weit weg von
jeglicher Zivilisation, überqueren wir eine lange, hohe
Brücke, die sich in ihrem Verlauf an den Felsen
orientiert. Wieder ein Wunderwerk der Menschheit. Die
Motoren unserer Bikes heulen auf und so zirkeln wir
weiter Richtung Piano. Wir drosseln das Tempo, um eben
wieder die Faszination der Natur aufzusaugen.
Von Pian delle Fugazze bis nach Valli del Pasubio
erwarten uns 30 km Kurven non-stop. Doch es soll noch
besser werden. Wir folgen den Schildern nach Recoaro.
Hier windet sich die Strasse talabwärts- jede Menge
Kurven! ! ! Vor jeder 180°Grad Kurve das Hinweisschild
„Tornante (i)". Bei dicht aufeinanderfolgenden
„Tornanti“ steht sogar die Anzahl der Kurven drauf. Also
los. Der Countdown läuft. Hier heißt es Konzentration! !
! Es handelt sich bei dieser Strecke um eine alte
Militärstrasse und das hat zur Folge, daß in den Kurven
das Kopfsteinpflaster belassen wurde. So müssen wir
zwangsläufig und natürlich zur Sicherheit aller Biker
das Tempo rausnehmen. Und trotzdem: einfach grandios! !
! Unten angekommen, erklärt uns ein gut deutsch
sprechender Italiener, daß die Strecke über Camposilano
nur zur Hälfte befahrbar sei. Das liegt nicht, wie erst
vermutet, an dem Strassenbelag, nein, sondern an der
Bundesgrenze, die von der anderen Seite aus gesperrt
ist. Pech gehabt! Aber so ist die Politik, auch hier.
Was soll's. Fliegen wir die „Tornanti“ in umgekehrter
Reihenfolge wieder hinauf.
Auf dem Kopf des Fugazzo entdecken wir eine Art Festung.
Uns war auf der ganzen Strecke schon aufgefallen, daß
jede Menge Bunker aus der Graslandschaft ragen. Diese
Anlage heißt Ossario del Pasubio. Scheint ein alter
Stützpunkt zu sein, mit Hauptgebäude und Denkmal; wohl
auch heute noch in Betrieb. Mittlerweile sitzen wir
schon einige Stunden im Sattel und entschließen uns
keine Abstecher mehr zu machen. Es wäre zu schade, an
allem nur vorbei zu fliegen. Das sehen wir uns ein
anderes Mal an. Wir fahren durch das Vallarsa-Tal und
stellen fest, daß wir morgens auf der anderen Seite
durch das Tal gefahren sind, da wir die sichelförmige
Brücke nun aus der Ferne entdecken. Die Strasse ist
griffig, die Kurven eng, oft kaum einsehbar, und
Felsüberhänge lösen ein automatisches Kopfeinziehen aus.
Auf dieser steilen Talfahrt entdecke ich plötzlich linke
Hand eine in den Felsen gebaute Kirche. Da es der
Verkehr erlaubt, steige ich in die Eisen und mache
schnell ein paar Fotos. Ralf wartet schon ungeduldig in
Rovereto auf mich.
In Nago angekommen, sind wir wieder einmal von der
Bergwelt rund um den Gardasee begeistert und in unseren
Köpfen taucht immer wieder das Wort: Tornanti, Tornanti,
Tornanti .... auf.